Ameisen. Also, falls ihr keine Lust auf lange Reden habt, das war grade die Kurzfassung dieses Beitrages zur aktuellen Runde 52 Games: Little creatures. Manchmal reichen Ameisen schon aus, damit ich fasziniert bin.
Vielleicht hole ich doch ein bisschen weiter aus. Open World ist ja grade in der aktuellen Generation der Spiele gerne genutzt und wird oft und überall gefordert. Funktioniert für mich nicht immer, doch so manches Spiel lebt grade davon, dass die Welt gefühlt endlos ist. Alle voran stehen hier natürlich Titel wie GTA oder die Elder Scrolls Serie, und grade letztere ist es, die ich mit einer unfassbaren Hartnäckigkeit sowohl toll wie auch komplett belanglos finde. Komische Mischung, ich weiß.
Belanglos finde ich, dass ich mich in den Weiten der Welt zwar gerne verliere, nur tut der rote Faden namens Story das gerne ebenso und so endeten meine Versuche von Morrowind über Oblivion bis Skyrim regelmäßig darin, dass ich als stolzer Recke der Stufe 7 dann nach knapp 20-50 Stunden zwar so ziemlich jedes Kraut gepflückt und jeden Grashalm persönlich guten Tag gesagt hatte, aber ansonsten so ziemlich nix vorzuweisen hatte, keine tolle Ausrüstung besaß, nix gegen die meisten Gegner anrichten konnte und generell von der Vielfalt der Möglichkeiten erschlagen schlicht gelangweilt irgendwas anderes zockte. Schade, denn ich wollte es ja immer hartnäckig toll finden!
Dieses toll finden funktioniert zumindest beim letzten Teil auch deutlich länger. Die Angabe „20-50“ entwickelte sich offenbar nämlich mit jedem neuen Teil ein Stück weiter: Wo ich bei Morrowind nach 20 Stunden raus war, konnte Skyrim immerhin bei einem Charakter die 50er-Marke durchbrechen – das nenne ich mal Fortschritt!
Der Grund, warum ich doch deutlich mehr Zeit hier verbringen konnte und wollte ist dabei recht einfach: Die Welt überzeugte mich mehr. Nicht nur, dass die Grafik natürlich den einen oder anderen Sprung nach vorne machte, das ist für mich oft zweitrangig. Klar, die Schnee-umwehten Gipfel machen schon einiges her, auch nach ein paar Jahren sieht’s noch schick aus (damit meine ich meine 360-Version, liebe Pc-Mitleser). Bei Skyrim hatte ich allerdings schlicht das Gefühl, in einer lebendigen Welt unterwegs zu sein. Drachen kämpfen gegen Mamuts und Riesen, während ich aus der Ferne nur als stummer Beobachter teilnehme, Dörfler gehen ihren Tagewerk nach und so manch entflohenem Häftling habe ich erfolgreich den Rücken freigehalten, damit er vor verfolgenden Wachen entkommen konnte. Good guy Red, Immersion ist was Feines!
Doch das alles ist natürlich nur das große Ganze, was manche Titel dieser Größenordnung dabei vergessen: Was ist den mit den kleinen Dingen? Und so wandere ich durch die endlose, eisige Welt – und halte an einem Baumstamm inne. Ameisen. Irgendwo von da vorne kommen sie, krabbeln auf dem mit Tannennadeln bedeckten Waldboden auf den Stumpf zu, gehen ihres Weges und verschwinden irgendwo wieder im Dickicht.
So klein, unscheinbar, und leicht zu übersehen. Ich frage mich ja, wie viele Spieler überhaupt bemerkt haben, dass da diese kleine Parade ihres Weges geht. Details sind ja doch oft wie guter Wein, den man genießen sollte. Ich jedenfalls kann behaupten: Knapp 2 Stunden gingen in Skyrim dafür drauf, mich über diesen wuseligen Fund zu freuen und natürlich nach weiteren Ameisen zu suchen. Und so sehr ich weiß, dass ich nach ein paar weiteren Stunden vermutlich doch wieder was anderes spielen werde, weil ich schon wieder irgendwo in den Weiten diesen verflixten Faden verloren habe – vermutlich werd ich den Ameisen demnächst dann auch in der bald erscheinenden Remastered-Version auf der Ps4 einen erneuten Besuch abstatten. Es sind halt doch die kleinen Dinge…
52 Games ist ein Blogprojekt von Zockwork Orange.