Multifanboyentwicklung

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Fanboys. Ja, ich kriege bei denen auch oft ein wenig die Krise. Alles ist doof, was nicht wie das eine, das wahre Produkt ist. Call of Duty ist natürlich besser als Battlefield, PlayStation rockt alles, #pcmasterrace und Battlefield ist natürlich besser als Call of Duty… oder… ach.

Was ich dabei oft genug versuche in den Hintergrund zu schieben: Ich war auch mal nicht besser. „Get N or get out“ – Nintendo über alles! PlayStation? Dreck, ich hatte mein N64! Und Perfect Dark war nun mal geiler. Conker auch. Und Mario. Turok. Paper Mario. Excitebike 64. Jet Force Gemini. Ocarina of fucking time!

Wer hier aktuell seine Runden auf meinem Blog oder sonst wo dreht dürfte feststellen: Ich liebe viele Spiele – und das auf allen möglichen (und oft auch unmöglichen) Plattformen. Was ist denn da passiert? Ganz einfach: Die Dreamcast.

Wir spulen mal kurz in der Zeit zurück. Es ist grade das Jahr 1999. Das Millennium steht kurz vor der Tür, alle rasten generell ein bisschen aus und spieletechnisch tut sich einiges. Das N64 brummt in den letzten Zügen, was, wie üblich, in gigantisch-geilen games resultiert. 3rd-Gen. Die Starttitel sind durch, die nette Mitte hinter uns – jetzt haben (fast) alle verstanden, wie der Kasten funktioniert und holen das letzte aus der Hardware. Generell gilt: Highlights gibt’s vereinzelt auch vorher, die dicken Dinger kommen aber oft zum Ende und fordern noch mal alles.

Da sitze ich nun also und bin glücklich mit Perfect Dark und Majoras Mask. Resident Evil 2 wurde ebenso freudig gezockt (ja, ich liebe die N64-Version) und generell ist alles toll. Bis auf die übliche Langeweile – was frisches darf schließlich immer her. Kumpel geschnappt, ab in die Videothek.

Eine neue Konsole, grade frisch rausgekommen. Alter Nintendo-Konkurent, Sega. Kennt man. Hat man nix mit am Hut, weil Nintendo (Herzchen). Aber eben auch die besagte Langeweile, also wird der Kasten ausgeliehen über’s Wochenende. Die Frage aller Fragen entbrennt: Was nehmen wir denn mit? Angeln klingt jetzt nicht so spannend, Sonic war noch nie geil, Racing ist nicht mein Ding – wie wäre es mit einem Prügler? Soul Calibur sieht doch nett aus.

30 Soul Calibur Level-Up

4 Stunden später. Kumpel und ich sabbern immer noch. Er verwöhnter Pc-ler, ich Konsolero. Das, was dieser Kasten da auf dem Tv zaubert, haben wir so bis dahin noch nicht gesehen. Da flattern Klamotten im Wind, die Animationen sind unfassbar geschmeidig und da fliegen tatsächlich fucking Kirschblüten im Wind, landen auf der Plattform, wo gekämpft wird und wehen sanft Richtung Wasser. Kurzfassung: Komplett geflasht.

2 Tage später: Eine warme Dreamcast wird zurück in die Videothek gebracht. Geschlafen haben wir insgesamt das Wochenende 3 Stunden. Die Dreamcast gar nicht – ohne ausgeliehene Speicherkarten blieb der Kasten halt 3 Tage an, damit wir nicht die ganzen Kämpfer neu erspielen müssen. Alles abgeben, nicht über die Leihkosten nachdenken, ab zum heimischen Karstadt. 450,- Deutsche Mark hinlegen, Dreamcast kaufen. Mit Soul Calibur. Glücklich sein*.

Wenn Nintendo heute sagt, das „ein Spiel alles entscheiden kann“ – dann stimme ich zu. Der Fanboy ist ein bisschen gestorben, der Multiplattformer war geboren. Mein persönlich schönstes Level-Up – ohne dieses Erlebnis hätte ich in den folgenden Jahren unglaublich viel geiles Zeug verpasst. Es kann nie schaden, sich selbst ein wenig weiter zu entwickeln und öfter mal über den selbst gesetzten Tellerrand zu blicken – Scheuklappen-tragende Fanboys können leider auch viel geilen Scheiss verpassen.

 

*Anmerkung: Das ‚glücklich sein‘ verspürte eine weitere Woche später kurz eine erschütterung der persönlichen Macht, als Sega die Produktion der Dreamcast einstellte – und 7 Tage, nachdem ich die 450,-DM geblecht hatte der Preis auf die Hälfte reduziert wurde. Bad Timing kann ich. Bereut hab ich’s trotzdem nie – die Dreamcast bleibt die geilste Konsole. Fanboy, mhm.

 

Dieser Beitrag ist Teil von #gamephilephoto, mein ganz eigenes, kleines Blogprojekt.

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