Bei Horror bin ich generell ein Fan der eher subtilen Art. Dinge, die mich einfach nur anspringen, sorgen bei mir nun mal nur in der ersten Begegnung für gepflegten Schrecken, nutzen sich allerdings auch schnell ab. Guter Horror funktioniert für mich deswegen auf die ruhige Art – hier ein huschender Schatten, da ein merkwürdiges Geräusch aus der Ferne.
Das Silent Hill einen großzügigen Platz in meinem Gamerherz gefunden hat dürfte kaum jemanden hier überraschen. Auch, wenn mich die letzten Ausflüge in die nebelige Stadt nicht mehr ganz so sehr begeistern konnten (mit Ausnahmen), bleibt dieses Fleckchen virtueller Erde etwas Besonderes für mich. Die Stimmung, die Soundkullisse, ich verliere mich immer wieder gerne in den Straßen und Gassen, wandere durch rotglühende Höllenlabyrinthe – oder auch durch gefrorene Weiten.
Silent Hill Shattered Memories ist, meiner Meinung nach, ein unfassbar unterschätzes Spiel. Es basiert auf dem ersten Ableger der Serie, erzählt die Geschichte rund um Harry Mason und seine verschwundene Tochter allerdings komplett neu und scheut sich dabei nicht, so einiges grundlegend anders als im Original zu machen.
Metal, Blut und der eher industrielle Look sind verschwunden, dafür präsentiert sich hier die Anders-Welt von ihrer kältesten Seite: Die Stadt gefriert. Komplett. Auch wird nicht nur rumgewandert, stattdessen sitzt man regelmäßig beim Psychologen.
Der ganz zu Beginn gegebene Hinweis ist keine platte Aussage, das Spiel passt sich in der Tat sehr dem Spieler an. Schaue ich oft auf die Minibar im Hintergrund beim Doktor? Prima – das Spiel nimmt an, ich sei Alkoholiker. Wie ist’s mit der Treue? Oh, und mal doch mal dieses Bild hier aus – die darauf zu sehende Umgebung wird sich kurz danach eben so präsentieren, wie ich sie gestallte.
Ohne jetzt zu sehr auf das eigentliche Ende eingehen zu wollen (Plottwist!!) – wer denkt, nach dem vermeintlichen Ende wäre es das gewesen, der darf sich anschließend über den Abspann freuen. Während hier nebenbei die Namen der Entwickler durchlaufen, folgt gleichzeitig noch das wirkliche Highlight zum Abschluss: Mein Profil.
Der Psychologe, den ich im Laufe des Spieles mehrfach aufgesucht habe, schreibt seinen Abschlussbericht. Und selten durfte ich dermaßen erschrocken – fasziniert erleben, wie sehr ein Text über mich, der ich nur ein Pad halte und dachte, ein Spiel zu spielen, ziemlich präzise einen Spiegel vorgehalten bekomme. Beispiele gefällig?
Setzt sich für andere ein und ist sozial engagiert, verliert sich selbst dabei jedoch aus den Augen. Selbstbewusstsein? Vorhanden, allerdings mit Schwächen. Sieht Dinge optimistisch – neigt allerdings zur Überschätzung.
Das soll als Auszug genügen, lasst euch jedoch sagen: Ich war fasziniert – und gleichzeitig hatte ich eine ordentlich Gänsehaut. Psychospielchen, na klar. Dachte ich, bevor ich das Spiel durch hatte. Anschließend durfte ich feststellen: Ganz unbewusst, während ich einfach nur ein Spiel spielte, gab ich mehr von mir Preis, als ich erwartet hätte. Eine dezent schockierende, aber auch sehr gelungene Überraschung.
PS: Wer dieses feine Spiel nachholen möchte, dem empfehle ich hartnäckigst zur Wii-Version zu greifen. Der Grund? Die Wii-Remote hat einen Lautsprecher. Wenn euch eure kleine Tochter im Spiel anruft werdet ihr dann schon selber merken, warum ich mehr als ein mal eine gepflegte Gänsehaut genießen durfte.
Dieser Beitrag ist Teil von #gamephilephoto, mein ganz eigenes, kleines Blogprojekt.