Hallo, Blumenmädchen – Ein Anfang vom Ende

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Es gibt da so zwei Gefühle, die sind sich gar nicht mal unähnlich, auch wenn sie doch sehr fern scheinen. Das eine ist, zu spät auf einer Party aufzukreuzen. Man hat einfach das Beste schon verpasst. Im Gegensatz dazu steht das Gefühl, ähnlich einem Weinkenner einfach nur lange genug gewartet zu haben, dass etwas die nötige Reife erlangt hat, um es jetzt endlich auch richtig genießen zu können.

Ich weiß nicht, wer mit dem Begriff angefangen hat, aber vor einiger Zeit sprachen dauernd alle möglichen Leute von ihrem „Pile of Shame.“ Gemeint waren damit dann die Spiele, die sich wunderbar staubfängerisch auf feinen Stapeln türmten – ohne jedoch gespielt zu werden. Sei es mangels Zeit, weil anderes grade spannender war oder einfach Faulheit, jeder hatte auf ein mal diese Schamstapel und ich war verwirrt: Wofür schähmen sich da eigentlich alle? Meine Wohnung ist ein begehbarer Pile of Shame, nur nenn ich das „Sammlung“. Als wenn ich jemals alles spielen könnte oder wollte, was sich hier bei mir auftürmt. Ich bin wohl eindeutig eher der Typ, der Dinge einfach haben will, um sie zu haben, so lange sie eine gewisse Klasse erkennen lassen.

Zwangsläufig heißt das nun natürlich auch, dass sich hier durchaus eine beachtliche Menge an Games angesammelt hat, die einen gewissen Neid erwecken können. Weil sie selten sind, weil sie begehrt sind, weil sie jeder kennt und haben mag – aber eben nicht (mehr) hat. Mein Pile of Neid ist allerdings gleichzeitig auch ein Pile of Unverständnis, wenn ich dann sage, dass ich dies oder das aber noch gar nicht gespielt habe. „Aber das ist so toll!“ höre ich dann, oder „Das muss man gespielt haben!“. Letzterem stimme ich oft auch zu und hole dann und wann tatsächlich mal uralte Spiele aus grauer Vorzeit aus dem Regal, um sie nach Jahren oder Jahrzehnten tatsächlich anzufangen. 

Final Fantasy 7 - Aeris First Time

Es dürfte wohl ein Ding der Unmöglichkeit sein, von Final Fantasy VII nicht zumindest gehört zu haben. Zu oft wird dieses Spiel als Meilenstein angesehen, zu verbreitet ist dieses hier geschaffene Universum, was einige Spin Offs und Nachfolger, Serien, Filme und weitere Spiele nach sich zog.

Ich habe Advent Children gesehen, obwohl ich vermutlich nur die Hälfte der Handlung wirklich verstanden habe. Ich kenne Teile von Crisis Core, ich kenne ein bisschen was von Dirge of Cerberus. Ich mag Vincent, ich finde Red XIII interessant. Ich finde Cloud toll und Sephiroth ist wohl einer der faszinierensten Bösewichte, welche die Spielehistorie zu bieten hat. Ich kenne auch Aeris. Ich weiß, dass Aeris sterben wird.

17 Jahre nach dem Release wage ich mich zum ersten mal aktuell also an das Original heran. Ich erlebe diese Welt, die von einer mystischen Kraft namens Mako durchflutet ist, welche der Shinra Konzern ausbeutet. Ich mache erste Anschläge mit Avalance, der Truppe rund um Cloud, höre mir alte Geschichten aus seiner und Tifas Jugend an. Ich höre zum ersten mal, wie Barett seine Familie verloren hat. Ich erfahre, wer Sephiroth eigentlich wirklich ist, was er ist.

Ich lerne zum ersten mal Aeris kennen. Dieser Anfang, so unscheinbar er wirkt im Spiel, ist für mich gleichzeitig ein unabwendbares Ende. Aeris wird sterben. Mit jedem Schritt warte ich gespannt auf diesen Moment. Ich will erfahren, wie es passiert, will sehen, was genau passiert, will erleben, wie es sich anfühlt.

Mit jeder weiteren Spielstunde verstehe ich grade ein Stück weit mehr, warum Final Fantasy VII für so viele ein Meisterwerk darstellt. Selten lag mir ein Anfang wohl so mulmig im Magen wie der, wo ich ein unscheinbares Blumenmädchen in einer staubigen Gasse anrempelte. Auch wenn ich das Ende bereits kenne – dieser Anfang ist etwas besonderes.

 

Dieser Beitrag ist Teil von #gamephilephoto, mein ganz eigenes, kleines Blogprojekt. Neugierig geworden? Hier geht’s zu Ankündigung!

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