Du wolltest mich ficken.
Mir war von Anfang an klar, dass das mit uns beiden nicht funktionieren wird. Ich mein, du hast dich immer versucht möglichst gut zu präsentieren. Die Nummer mit dir wäre einfach die Beste, die ich je haben könnte. Hast du zumindest gesagt. Für mich hörte sich das immer so an, als sollte ich dir einfach nur den Arsch hinhalten, würde mir halt irgendwie Spaß machen, hast du gemeint. Wovon du auch überzeugt warst: Du kannst jeden kriegen. Was du dabei übersehen hast: Du bist ein Arschloch.
Ich weiß, die Leute sind regelmäßig verwundert. Ich lebe meine, naja, ‚Vorliebe‘ ja wirklich echt offen aus. Ich hab da noch nie ein Geheimnis draus gemacht, warum auch? Ich steh zu dem, was ich bin. Ich würde lügen, wenn ich behauptete, es mache mir keinen Spaß. Natürlich macht es mir Spaß! Ich steh‘ auf eine gute Nummer, egal wie kurz oder lang, wie laut oder leise sie ist, ob hart und dreckig oder sanft und zärtlich, hauptsache Spaß. Es gab für mich nie ein zu alt oder zu schräg, und besonders die Exoten haben es mir immer angetan. Was soll ich sagen? Ich mag’s gerne ungewöhnlich. Sollen die anderen doch einfach ihre Standartnummer machen, ich steh halt auf die Extasen der speziellen Art.
Wir wissen beide, das ich echt ordentlich rumgehurt habe, bisher hab ich’s noch mit so ziemlich jeden getrieben. Ich war nie wählerisch, solange ein nettes Paket dabei war. Auf meiner Couch, im Bad, in der Küche oder irgendwo draußen, selbst in der Schule, auf der Arbeit, das war mir immer egal. Ich hab sogar mal einen bei mir im Schrank versteckt, damals, als ich noch bei meinen Eltern gewohnt habe, damit die nichts davon mitbekommen. Wenn du das grade liest Mutti: Entschuldige, ich konnte einfach nicht anders, es war nicht böse gemeint.
Du hast gedacht, ich wäre leicht zu haben. Du hast eine Sache dabei vergessen: Ich lasse mich nicht ficken.
Das ist etwas, was bisher noch fast jeden verwundert hat. Leute wie ich, die stehn da doch drauf, heißt es dann. Tun wir das? Ich glaube, wir müssen uns mal über ein paar Vorurteile unterhalten.
Dein Opa, der war für mich ein wenig langweilig. Wie ich schon sagte, es kommt immer auf das Gesamtpaket an, und er hatte durchaus ein paar nette Sachen zu bieten. Ja, ich hatte auch mit dem ordentlich Spaß, wenn auch deutlich mehr mit anderen zu der Zeit. Dein Vater gefiel mir schon deutlich besser. Ja, ich nehm auch ganze Familien durch, ich kenne da nichts, und dein Vater hatte wirklich ordentlich was zu bieten. Ich kann ehrlich gesagt nicht mal sagen, wie oft ich mit dem was die letzten Jahre hatte, so gut gefiel der mir. Fast schon zu gut, weswegen ich viele andere oft vernachlässigt habe. Monogamie ist eigentlich nichts für mich, aber der hat mich fast dazu gekriegt. Zumindest, bis mir dieser kleine, junge Asiate wieder die Augen geöffnet hat. Ich hatte fast vergessen wie viel Spaß ich woanders haben kann, den dein Vater mir überhaupt nicht bieten wollte. Nicht bieten konnte, das war einfach nicht sein Ding.
Anscheinend denkt jeder, ich würde wirklich jeden nehmen. Zu einem gewissen Teil mag das fast stimmen, nur liegt das an einem simplen Grund: Wir haben alle nicht einfach nur gerne Spaß, wir lieben das, was wir da machen. Was mich zurück dazu bringt, warum du ein Arschloch bist.
Irgendwann hast du an meine Tür geklopft. Du wusstest, das ich keiner guten Nummer abgeneigt bin. Du standest da und hattest eine große Vision, so groß, wie es vor dir noch keiner getan hatte. Du hast mir Dinge versprochen und mich mit großen Ankündigungen versucht zu überzeugen, doch mit allem, was du sagtest, wurde mir mehr und mehr klar: Wir beide, wir passen absolut nicht zusammen.
Du bist so damit beschäftigt, Der Eine™ zu sein, dass du dabei etwas wichtiges vergisst: Die Leidenschaft. Du dachtest wohl, dass eine nette Verpackung und die Verlockung auf großen Spaß ausreichen würden – um gleichzeitig mich in allen Belangen einschränken zu wollen.
Du hast gesagt, du musst halt ständig überall verfügbar sein. Ich weiß, es klingt komisch, wo ich selber überhaupt nicht monogam sein will, nur mag ich dich auch mal für mich alleine haben. Du hast gesagt, wir würden eine unglaubliche Nummer nach der nächsten haben – aber mit meinen Freunden dürfte ich den Spaß nicht teilen. Was soll ich sagen… guten Freunden gibt man ein Küsschen, mit den Besten teilt man alles? Ach, es sollte wieder nicht sein. Das du dann noch ständig deine Kamera dabei laufen lassen wolltest war eigentlich schon fast egal, halt ein weiterer Punkt auf der Arschloch-Liste. Die muss halt dabei sein, ohne läuft mit dir nichts, hast du gesagt. Ich kann wirklich nicht behaupten, KEINE Camhure zu sein, dass hab ich vor Jahren schon mit ganz anderen bewiesen, aber du bist einfach zu weit gegangen.
Mittlerweile versuchts du jedermanns Liebling zu sein. Du kannst jetzt auch für mich alleine da sein, und meine Freunde dürfen doch wieder teilhaben an unserem Spaß. Das mit der Kamera? Das hast du dir jetzt auch noch mal überlegt.
Du hast immer gedacht, du kannst jeden haben. Du hast mit Sicherheit gehofft, auch mich irgendwann kriegen zu können. Ich bin immer dafür, jedem eine zweite Chance zu geben, ich bin wirklich nicht der nachtragende Typ.
Du hast fast jeden bekommen. Selbst die, die zu Anfang genau so gedacht haben wie ich, haben ihre Meinung geändert. Ich wünschte, mehr Leute würden einen Arsch in der Hose besitzen, anstatt dir selbigen freudig ins Gesicht zu strecken. Denn egal, wie sehr du auch vorgibst, dich geändert zu haben: Bei dir sehe ich keine Leidenschaft für das, was uns eigentlich verbinden sollte. Liebe werde ich bei dir nicht finden, du bleibst ein Arschloch.
Zum ersten mal, nach all den Jahren und all dem Nummern, die ich schon hatte, muss deutlich sagen: Danke, aber nein danke. Egal, wie sehr du dich änderst. Egal, wie billig du dich anbietest. Und egal, wie gut die Nummer vielleicht werden kann, die ich ohne dich verpasse – ein Arschloch kommt mir einfach nicht ins Haus.
Vielleicht lernst du das irgendwann ja auch noch. Wie ich sagte, jeder hat eine zweite Chance verdient. Ich weiß nicht, ob du das schaffen wirst, ich bleibe sehr skeptisch. In der Zwischenzeit werde ich vermutlich ein Date mit zwei Asiatinnen haben. Die eine ist ein bisschen seltsam, aber recht einzigartig, die andere dafür ziemlich cool. Ich kann’s halt einfach nicht sein lassen. Immerhin: Die beiden teilen meine Leidenschaft. Vielleicht wird’s bei uns beiden dann erst wieder was, wenn du einen Sohn oder eine Tochter hast, ich kann warten. Kinder können ja nichts für ihre Eltern, sagt man, und mit dem Opa und dem Papa hat es auch funktioniert.