Da hab ich mich letzte Woche noch beschwert, dass die Themen bisher zu leicht waren, und schon kommt direkt mal eines wo ich lange nachdenken musste, zu welchen Spiel ich etwas schreiben soll. Pokémon war eine Überlegung, immerhin sind die Kämpfe gegen die Arenaleiter und die Top 4 ja meine Prüfung auf dem Weg, Pokéchampion zu werden. Zelda hätte sich ebenso angeboten, jeder Dungeon prüft mich hier auf’s neue, bis ich letztendlich Ganon besiegen darf. Von Anfang an hatte ich aber noch ein anderes Spiel im Sinn, was Prüfung gleich ganz anders definiert.
Shadow of the Colossus
Bei Shadow of the Colossus für die PlayStation 2 geht es darum, dass unser junger Held versucht ein Mädchen zu retten. Diese wurde geopfert, und so macht er sich auf in ein fernes Land um eine Macht zu finden, welche Tote wieder zum Leben erwecken kann. In einem Tempel erfährt er, dass sein Schwert eine unvorstellebare Kraft besitzen soll und erhält die Aufgabe, Kolosse in der Welt zu finden und zur Strecke zu bringen, dann kann diese Macht freigesetzt werden.
Das Gameplay beschränkt sich eben genau darauf: Koloss finden, Koloss töten, nächsten Koloss finden. Ihre Gestalltung ist dabei recht ungewöhnlich, so finden sich an den Kolossen sowohl Elemente von Tieren wie Fell, als auch Erker und anscheinend Überreste von Türmen und ähnlichen. Grade durch die impostante Größe ergibt sich hier eine interessante Mischung aus riesenhaften Tier und Bauwerk, welche so für mich bis heute einzigartig ist.
Mit unserm Pferd als einzigem Gefährten kann das Auffinden der einzelnen Kreaturen schon mal 10 – 20 Minuten Zeit kosten, die Kämpfe dauern gerne noch mal genau so lange. Jeder der Kolosse ist hier eine Art Prüfung, bei der es gilt die passende Taktik zu finden. Als Waffen stehen dafür nur Bogen und Schwert bereit, wodurch man oft erst einmal gezwungen ist den Gegner zu beobachten um den richtigen Weg zu finden. Abseits des spielerischen bietet Shadow of the Colossus allerdings noch eine andere Prüfung für mich: Ich stelle mein Handeln in Frage.
Die Atmosphäre und die Musik, insbesondere wenn man einen Koloss besiegt hat, sorgen nicht grade dafür das man sich wirklich wie ein Held fühlt. Ich habe mir eher nach jedem Gegner die Frage gestellt: Warum mache ich das?
Die Kolosse scheinen dort, wo sie sind, hinzugehören. Sie sind ein Teil der Welt, oftmals greifen sie mich nicht einmal aus freien Stücken an. Was stört mich eine Ameise? Eben, ich bin unbedeutend im Vergleich zu ihnen. Und all das, um vielleicht das Mädchen zu retten? Dieses Spiel schafft es wie kein anderes, dass ich mein Handeln reflektiere, mir die Frage stelle ob das, was ich tue, es auch wirklich wert ist.
Ich kenne kein Spiel, was eine vergleichbare Atmosphäre erzeugt. Anstatt nur stumpf meine Quest zu erledigen hinterfrage ich mein Handeln. Belohnungen scheint es lange Zeit nicht zu geben, nur das große Ziel am Ende steht fest – das Mädchen zu retten. Ob es gelingt, bleibt lange offen. Dadurch stellt mir das Spiel die wichtigste Frage und legt mir die größte Prüfung auf: Macht mein Handeln Sinn?
Ein Meisterwerk und definitiv eines der beeindruckensten Spiele, was ich bisher erleben durfte. Wer es verpasst hat sollte sich die HD-Collection (PlayStation 3) näher anschauen, das Doppelpack mit Ico (ebenso großartig) ist definitiv sein Geld wert.
52 Games ist ein Blogprojekt von Zockword Orange.