Let’s rage about… Fable III

Let's rage about neg

“Euer Bruder mit LT könnt ihr des Wahnsinns verfallen, niemand konnte ahnen das wenn ihr (nicht erkennbares Zeichen) drückt. Ich hätte ihn wenn ihr Y drückt folgt der Markierung um schnell, folgt mir zum Tor! Die Dörfler versammeln um zu interagieren zieht den rechten jemand muss sie aufhalten um zu wählen, welches Outfit ihr beeilt euch!”

Habt ihr grade irgendwas verstanden? Nein? Gut, ich auch nicht. Das war so ungefähr mein Anfang bei Fable 3. Nach knapp 2 Stunden mit diesem Spiel habe ich mich jetzt über so viele Kleinigkeiten aufgeregt, das ich direkt mal die neue “Let’s rage about…” Kategorie in meinem Blog ins Leben rufe. Irgendwas zum aufregen findet sich immer, also hab ich dafür jetzt auch mal den passenden Rahmen.

Ich krame jetzt mal kurz in meinem Gedächtnis und erinnere mich zurück, anno 2004 überraschte mich Peter Molyneux mit seinem ersten Teil von Fable für die Xbox. Ein Spiel, welches ich bis heute aus vielen Gründen gerne Spiele.

Fable war ein ambitioniertes Rollenspiel, was nicht alles, aber doch einiges richtig machte und viel frischen Wind mit sich brachte. Da waren zum Beispiel die Gesten, warum Stunden auf die Charaktere einreden wenn man auch einfach mal Pupsen kann? Gut, es gab auch hilfreichere Dinge wie Folge mir, Entschuldigung oder Flirten.

Kleine Anekdote am Rande: Ein Kollege hat erst vor kurzem rausgefunden, das man in Fable tatsächlich auch mit Kindern flirten kann. Wir hatten kurz die Überlegung, ein “Let’s Pedo” aufzunehmen für YouTube, aber den Gedanken dann verworfen. Ich bin mir grade nicht sicher ob wir das jetzt aus Jugendschutzgründen nicht machen wollten, weil es uns zu peinlich war (sehr unwahrscheinlich) oder einfach weil es komplett bescheuert ist. Naja.

Ziel war es, ein möglichst offenes Spiel zu bieten, wo ich meinen Helden frei entwicklen kann, bis hin zu Kleinigkeiten wie Narben, die von Kämpfen übrig blieben und bis zum Ende meiner Geschichte sichtbar waren. Grafisch wunderschön bot Fable auch spielerisch eine Menge, bei so ziemlich jeder Aktion hatte ich die Wahl ob ich gut oder böse sein wollte, dazu dann massig Waffen, Rüstungen (in guten und bösen Varianten), Häuser zum kaufen, ich konnte heiraten wen ich wollte, viel Ungetier zum erlegen und und und.

Ich denke es ist deutlich, das ich das erste Fable wirklich gerne mag. Auch, wenn der Gildenmeister wohl auf einer Stufe mit “Navi” aus Zelda steht, wenn es um den “Geh mir nicht auf den Sack” – Faktor geht. Dieses “es liegt eine Questkarte für euch bereit” verfolgt mich immer noch.

Dann kam Fable 2, welches mich, vorsichtig formuliert, enttäuscht hat. Wo waren denn die mehr als 20 Zauber aus dem ersten Teil? Warum waren die Kämpfe nur noch simples Knöpfchendrücken? Und… Moment, wenn ich sterbe verliere ich “nur” einen Prozentsatz meiner Erfahrung… Ähm, also ist es scheißegal ob ich level, weil ich halt nur ein paar mal mehr sterbe aber das Ding trotzdem durch kriege? Verrückt, aber es funktioniert! Warum das Ding noch “Rollenspiel” heißt ist mir ein Rätsel, mir fehlt da jedenfalls dann die Herrausforderung.

Nun also Fable 3. Ich habe das Spiel nicht gekauft bisher, mein ursprünglicher Plan war es mir irgendwann in’s Regal zu stellen. Ist halt ein Fable, ich bin halt Sammler, steht da halt rum. Wie gesagt, das war der ursprüngliche Plan.

Zurück zum Anfang. Ihr hattet auch nichts verstanden, richtig? Dieses erste Absatz ist sinngemäß das, was ich bei meinen ersten Schritten in Fable 3 mitbekommen habe. Da läuft jemand vor mir rum und quasselt mich mit etwas vermeintlich interessanten zu, gleichzeitig werden mir diverse Tutorials zur Steuerung eingeblendet. Sprich: aufgrund von akuter Informationsflut verstehe ich einfach mal null. Dazu kommt dann noch das die Symbole und Schrift ungefähr so groß wie Ameisen sind. Von einem Sateliten aus beobachtet.

Liebe Spielehersteller: Ich spiele auf einem Röhrenfernseher. Ja, das ist total oldschool. Nein, ich will mir keine HD-Glotze kaufen. Mein Tv ist so groß, das ich vor 10 Jahren damit der King gewesen wäre. Trotzdem kann ich eure kleinen Scheißschriften nicht lesen. Selbst WENN ich mir einen HD-Tv kaufen sollte, könnt ihr nicht erwarten das es direkt ein Heimkino wird. Bedenkt das doch mal, wenn ihr das nächste mal Schriftarten auswählt. Danke.

Weiter im Text. Nach knapp 30 Minuten hatte ich verstanden, das mich bei Fable 3 dasselbe Knöpfchengehämmer erwarten wird wie beim zweiten Teil. Schade, also wird es wieder nix mit taktischen Kämpfen. Die Magie soll man ja, wenn ich recht verstanden habe, dann jetzt auch mixen können. Bleibt also trotzdem der Punkt, das hier WIEDER nur wenige simple Zauber geboten werden. Vielleicht bin ich ja von Final Fantasy & Co. verwöhnt, aber… mehr als 10 sind nicht drin? Wirklich nicht? Wir reden doch hier von einem Rollenspiel, Fantasy-Setting und so, das meint ihr nicht ernst, oder?

Mal davon unabhängig: Ein Fable lebt doch bereits seit dem ersten Teil von der Interaktion mit der Umwelt, insbesondere den Charakteren. Was bringt es mir, wenn da ein paar kleine Symbole um die Leute herumschwirren wenn ich sie auf Teufel komm raus nicht erkennen kann? Also bleibt nur rumprobieren. Oh, schön, jetzt hab ich den also beleidigt, soviel zum Plan ein guter Held zu werden. Ihr versteht das Problem, oder? Ich mag es ja, wenn Spiele mich zum experimentieren einladen, doch wenn ich bei essentieller Gameplaymechanik rumtesten muss ob und wie Dinge funktionieren (oder was sie überhaupt bedeuten) geht der Spaß ganz einfach baden.

Auch grafisch bin ich enttäuscht. Das Spiel sieht auf dem ersten Blick durchaus hübsch aus. Vielleicht hätte man die Details aber doch ein wenig zurückschrauben sollen. Wenn ich durch eine Höhle laufe und Kerzen erst in 10 Metern sichtbar aufploppen, dann erinnert mich das leider an die Anfänge der 3D-Zeit, wo plötzlich auftauchende Objekte aufgrund schwacher Hardware normal waren. Heutzutage darf ich aber anderes erwarten, sowas ist einfach nur unschön.

Neu bei Fable 3 ist ja die Möglichkeit mit dem “Händchen halten.” Die Idee: Nimm einen Charakter an die Hand und lauf mit ihm durch die Gegend. Soll wohl einen emotionalen Bezug aufbauen, Mitgefühl und so. Funktioniert nicht.

Ico hat diese Idee vor Jahren zum entscheidenden Gameplayelement erhoben: Der kleine Junge, der durch das Riesenschloss rennt und dabei immer brav auf Yorda aufpassen muss. Dieses hilflose Mädchen muss beschützt werden, und so ist Ico das wohl einzige Spiel bei dem ich mir nicht “dumme KI” denke, wenn Yorda mal wieder hinfällt oder an einer Ecke hängen bleibt – das Spiel schaft es wirklich, den Beschützerinstinkt zu wecken. Bei Fable reichte mir diese erste Sequenz. Dieses Mädel hing einfach mal ÜBERALL fest, ständig lief mir noch der Hund vor die Beine und überhaupt sorgte das alles nur für ein lahmeres Spieltempo. Wo es bei Ico noch ein gut funktionierendes Spielelement ist, reden wir hier schlicht über mangelnden Feinschliff in reinster Form.

Was mir dann aber den Rest gegeben hat war der Moment, an dem ich neue Fähigkeiten wählen durfte. Anstatt hier meine verdienten Erfahrungspunkte in eine schnöde Statistiken zu stopfen schalte ich auf der Siegesstraße (oder wie auch immer das da jetzt heißen mag, waren wahrscheinlich wieder hundert Texte gleichzeitig im Bild) nach und nach Abschnitte frei, auf welcher dann verschiedene Truhen stehen. In jeder dieser Kisten ist nun eine neue Fähigkeit oder eine vorhandene wird verbessert. Mal was anderes, nur gibt es da ein einfaches Problem.

Wenn ich das erste mal neue Fähigkeiten in einem Rollenspiel auswählen darf erwarte ich einen Moment der Entscheidung. Will ich jetzt mehr Schaden im Nahkampf machen oder einen stärkeren Zauber? Vielleicht doch einfach nur diese Färbemittel nehmen, damit ich meine Klamotten ändern kann? Na, irgendwas halt, aber ich konnte ALLES nehmen. Jetzt mal ehrlich, ich habe das Ding ganz normal gespielt, ich habe nicht Stunden damit verbracht siebenhundert Gegner zu schlachten, ich bin relativ zügig durchmaschiert. Und ich konnte ALLES nehmen?! Wo ist denn da die Herrausforderung?

In dem Moment hab ich einfach mal realisiert, das mir dieses Spiel schlicht KEINE Herrausforderung bieten wird. Ich erwarte von einem Fable nicht, das es den Schwierigkeitsgrad eines Dark Souls hat. Das würde weder passen, noch hätte ich Lust auf ein dermaßen sauschweres Spiel. Aber so gar nichts?

Also, lieber Herr Molyneux. Ich mag dich. Viele Leute sagen ja, du würdest nicht halten was du versprichst. Ich denke eher das du eine wandelne Ideenschleuder bist. Du haust den ganzen Tag irgendwelche Sachen raus, das man ja dieses und jenes machen könnte in einem Spiel, und dann kann man hier noch Blumen pfücken, und wenn man dann Kinect hat kann man sogar das Wasser riechen und überhaupt wird alles bunter und mit Glitzer und in goldenen Lettern kann man dann den eigenen Namen in den Schnee pinkeln. Du bist für mich das Gegenstück zu Miyamoto – der macht einfach innovative Spiele, du redest nur darüber. Aber bitte, bitte, tu mir einen Gefallen: MACH doch mal wieder ein SPIEL. Nicht sowas, was nur auf den ersten Blick hübsch aussieht und mich dann mal so überhaupt nicht fordert.

Ich kann nicht sagen, das Fable 3 ein komplett schlechtes Spiel ist, absolut nicht. Ich bleibe allerdings dabei, das der erste Teil direkt mal der Höhepunkt war, ab da an wurden es kontinuierlich mehr unausgereifte Möglichkeiten, welche ohne jeden nennenswerten Aufwand erreicht werden konnten. Schade, ich sehe hier hauptsächlich eine Menge hübsch verpacktes, verschenktes Potential. Vielleicht beim nächsten mal wieder, ich gehe jetzt wieder nach Oakvale und schwelge weiter in Erinnerung.

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